v.25 vom 28.06.2009
BOMBENKRIEG – ein merkwürdiges Menschenwerk
1. Einführung
2. Opfer erzählen.
3. Die Bombenmörder
4. Künstler komponierten Musiken, schrieben Aufrufe, konnten Skulpturen errichten.
5. Ein Mahnmal gegen Luftangriffe
5.1. Bilder im Raster
6. Können Kunstwerke verschwinden, ohne dass sie zur Kenntnis genommen wurden?
7. Das Mahnmal als Forderung verstehen.
1. Einführung
In Hamburg ist ein Kunstwerk gegen Luftangriffe entstanden, das Zerstörung urbanen Raums zeigt. Gegenwärtige Luftangriffe sind nicht der Anlass, denn diese Taten wiederholen sich leider immer noch in der Menschheitsgeschichte. Es ist ein im Rasterformat konzipiertes Werk. In 84 Fenstern sind unter Anderem Luftbilder Hamburger Bezirke vom August 1943 zu sehen, außerdem korrespondierende Keramiktafeln mit Daten anderer zerstörter Stätten.
Das Modell des hier beschriebenen Mahnmals bezieht sich in seiner Ausgangsposition auf diese Luftangriffe in Hamburg.
Dieses Werk mahnt gegen menschliche Zerstörung und Angriffe aus der Luft auf die Bevölkerung, die seit Erfindung der Luftkriege immer hinterhältiger und brutaler Menschen, Häuser und Kulturgüter zerstören. Den Luftkriegs- Unternehmen gilt eine arbeitende Bevölkerung nur noch als Produktivkraft, als Ding. Schon lange vor der psychedelischen Hippie- Flower Power und Peace Bewegung. Wie auch immer Künstler sich dazu äusserten, wer beachtet Mahnungen?
Das Bombardieren von Städten galt seit Beginn der Luftkriege als sehr opportun. Flächenbombardements und die Auslöschung ganzer Stadtviertel sollten Entscheidungen herbeizwingen.
Die Bombenkriege machten neben den horrenden Verwüstungen und dem Ignorieren menschlichen Lebens und Leidens auch deutlich, was den Wert von Besitz ausmacht:
Ein Großteil der Bevölkerung kann nur durch Arbeit kaufen und besitzen. Der Platz in Mietwohnungen ist begrenzt. Auf diese Mietshäuser, die heute wie damals Straßenzüge säumen und wo in jedem Mietshaus fünfzig bis hundert Menschen wohnen, wurden Bomben geworfen. Die Überlebenden sahen ihrer Enteignung zu, weil in den Trümmern nichts zu retten war. Sie hatten nichts mehr.
Selbst solche großen Schäden werden vergessen, wenn sie ausgebessert und nicht mehr sichtbar sind. Aber die Grundeinstellung der Menschen ist nicht anders geworden, es gibt immer noch jene, die ihr Wohl durch Zerstörung dessen erkaufen, was andere geschaffen haben. Arbeiter und ihre Wohnungen bildeten das Haupangriffsziel der Massenbombardements.
Diese so auf Leib, Leben und Kulturgüter geführten Angriffe zeigen nur einen winzigen Teil der menschlichen Verbrechenslust.
2. Opfer erzählen.
Das sollten Menschen, die Luftangriffe planen, immer wieder lesen. besonders diejenigen, die solche Morde befehlen und ausführen.
Die Hamburger Lehrerin Martha Bührich berichtetet von drei schrecklichen Nächten, ihre Erzählung zeigt die Hilflosigkeit der Menschen gegen Luftangriffe:
„Kaum eine Minute nach Alarm waren die Menschen schon da, sie waren mit den ersten Feindflugzeugen
herüber gerannt. Ein ungeheures Brausen hub an. Eine Erschütterung nach der anderen ließ das stark gebaute Haus erbeben.“ …und „Die Männer schleiften den großen Schlauch auf den Schulhof. Auf der Straße konnten sie ihn nicht mehr anschließen, da hätte alles Feuer gefangen. Aber auch auf dem Hof zum Bahndamm mussten sie dem furchtbaren Funkenregen weichen, der mit einem unglaublich wilden, heißen Orkan einsetzte. Es kam auch kein Wasser aus der Erdleitung“ ...und “Eine ungeheure Gluthitze zwischen den Häusern“ …und „um uns auf allen Seiten tobten rasende Brände. Die Häuser von Hammerbrook, diejenigen jenseits des Bahndamms unten und oben auf der Höhe der Großen Allee, vom Steindamm bis zum Hauptbahnhof - alles ein Flammenmeer. Das erzeugte eine ungeheure Gluthitze und einen fürchterlichen Qualm.“… und „der Rauch war so dick, dass ich in der Gasmaske nicht mehr atmen konnte. Ich riss sie herunter, dass sie zerfetzte, und ließ mir ein nasses Tuch um Mund und Nase binden. Die halbe Treppe hatte ich geschafft. Wie eine schwarze Wand lag der Qualm, ich konnte nichts sehen und nicht atmen.“ … und „Das Gebäude füllte sich immer mehr mit Rauch. Er drang bis in den Luftschutzkeller, in dem ich lag und auf das glühende Gesicht einen nassen Kopfkissenbezug legte. Im Nu war er so heiß, dass ich ihn im Eimer neben mir frisch machen musste. Gegen 4 Uhr morgens kam der Schulwart (Herr Rähse) und sagte mir, dass wir das Haus verlassen müssten, sonst würden wir ersticken vom Qualm. Er gab mir eine Mütze und eine alte Jacke gegen den Funkenflug.
Überall hockten Menschen auf ihren Habseligkeiten. Wir wollten versuchen, zum Berliner Tor durchzukommen. Dort hatte die Straße nur eine Reihe Häuser. Durch die enge Rosenallee war kein Entkommen möglich. Der Sturmwind peitschte uns heißen Sand und Funken entgegen. Die Bäume an der Straße brannten. Mitten auf dem Fahrweg stand ein Auto lichterloh in Flammen. Mit geduckten Köpfen
gingen wir gegen den Sturm an. Die Glut wurde immer ungeheuerlicher, denn die fünf- bis achtstöckigen Häuser bargen große Vorräte an Getreide und Fetten. Da war kein Durchkommen mehr. So kehrten wir um, und als wir an der Hochbahn-Station Spaldingstraße Menschen hörten, gingen wir dort hinein. Viele hatten dort schon Zuflucht gefunden und saßen und standen auf den Treppen herum. Die Fenster waren von der Hitze alle geplatzt, und der Orkan peitschte hindurch mit heißem Sand und Funken . . . Ich wollte nach Hause. Hungrig, übermüdet, mit brennenden Augen machte ich mich auf den Weg. Es hieß, die Straßen seien nicht passierbar. So ging ich ein Stück zum Hauptbahnhof hin, um an einer niedrigen Stelle auf das Gleis zu klettern und die Strecke zu gehen, die ich täglich gefahren war. Die Straße war voll belagert von Menschen, die auf ihren Koffern und Bettenbündeln hockten, der letzten geretteten Habe . . .
Und dann kam Hammerbrook, eine Hölle. Ein Mann lag auf dem Bahndamm. Er war in den GEG- Kellern gewesen – (GEG heißt Großeinkaufs-Gesellschaft Deutscher Consumvereine, der Verf.) und war, als die Glut da unten unerträglich wurde, mit einem Kameraden den Damm hinaufgeklettert. Dabei war er gestürzt und hatte ein Bein gebrochen. Nun war sein Kamerad gegangen, Hilfe zu holen. Er bat mich um etwas zu trinken. Aber ich hatte ja nichts. Er meinte, Berliner Tor käme ich nicht durch,…“. Es wird weiter erzählt, dass dort „Menschen, die Schutz suchten gegen die Flieger und gegen den Brand. Immer wieder kam Alarm, immer wieder wurde geschossen und fielen Bomben. Mehr Menschen traf ich unter der Brücke beim Krankenhaus, ‚Wo wollen Sie hin? Sie kommen hier nicht durch! Ganz Eilbek und Hohenfelde brennen. Die Menschen laufen wie Fackeln auf den Straßen . . .' Aber ich musste hindurch. War es schon bis Landwehr grauenhaft gewesen - jetzt kam ich in eine Hölle. Am hellichten Tag war eine Dunkelheit vor mir, dass ich die nächste Schwelle der Gleise nicht mehr sah. Und plötzlich stand ich vor einem ausgebrannten Zug der neuen Vorortsbahn, der riesenhaft unheimlich vor mir aufstarrte. Links abbiegen und auf den Bahnsteig steigen konnte ich nicht, denn das Dach brannte und stürzte überall. Und rechts auf dem Ahrensburger Gleis kam ich erschreckend nah den brennenden Häusermassen, die krachend zusammenstürzten.“...
Aus dieser traurigen Vergangenheit scheint kaum jemand etwas gelernt zu haben. Noch immer gibt es Angriffe, Vergeltung, gegen Menschen, ihr Leben, ihre Häuser.
„Menschen versuchten auf die verschiedenste Art über das letzte Stündchen hinwegzukommen.
Im Tosen und Krachen, im heulenden Zischen fallender Bomben, im Maschinengewehrknattern, in den Erschütterungen wild schießender Flak verbrachten wir mehrere Stunden bei flackerndem Kerzenlicht, bis das rasende Toben aufhörte. Es tagte schon, als wir vors Haus eilten, um zu sehen, was geschehen war. Wie ein freudiger Aufschrei war es: Es steht. Aber am Ende der Straße brannte das letzte Haus lichterloh. Auch das letzte Haus der Meister-Francke-Straße stand in Flammen, und beide Brandherde fraßen sich weiter auf mein Haus zu. Wir eilten hinauf, nach Brandbomben zu suchen. Im 3. Stock über meinem
kleinen Zimmer war dichter Qualm. Die Besitzerinnen wollten nicht vorgehen, wollten mich sogar am Vorgehen hindern. Ich verlangte Wasser und drang immer tiefer in die Stube vor, bis ich an dem Bett stand, in dem die Bombe lag, und goss Eimer auf Eimer darauf. Der 5. Stock des Nebenhauses brannte. Aber die Wände unseres Bodens waren kalt. Wir haben auch sie tüchtig mit Wasser begossen. Immer wieder wurde nachgesehen und inzwischen aus den brennenden Häusern gerettet, was zu retten war. …“
Aus den tief fliegenden Begleit- Flugzeugen wurde zusätzlich auf herumlaufende Menschen geschossen, mit Maschinengewehren. Niemand wurde vor ein Gericht gestellt. Im Gegenteil, diese "Helden" bekamen Orden.
Polizeimeister Vathke berichtet von den Luftangriffen auf Hamburg im Juli 1943. Er wollte Menschenleben retten, doch: "Diese brachten jedoch nicht mehr den Mut auf, durch das Feuer zu laufen. Ich habe den Versuch gewagt und meine Ehefrau mit meinem 5jährigen Kinde in das gegenüberliegende Haus Billstraße 84 oder 86 gebracht, um später in Etappen den Bahnhof erreichen zu können. Als ich zum zweiten Mal mit meiner 2 1/2jährigen Tochter auf den Armen denselben Weg machen wollte, musste ich feststellen, dass die Häuser, wo ich meine Frau und Tochter untergebracht hafte, eingestürzt waren und lichterloh brannten...“
Kaufmann Lothar de la camp:
"Gleich hinter Schiffbek fingen die Zerstörungen an, die immer größer wurden, je mehr man in die eigentliche Stadt hineinkam. In den dichter bevölkerten Straßen stand kein einziges Haus, nur die Außenwände zeigten an, dass dahinter einmal viele, viele Menschen gewohnt hatten. Rechts und links lagen zahlreiche Leichen, ein Bild, das an Furchtbarkeit noch zunahm, als ich zu Fuß die Hammer
Landstraße durchwandern musste, weiter durch die Straße Oben Borgfelde, beim Berliner Tor vorbei, beim Strohhaus entlang zum Hauptbahnhof. Weit und breit war nichts anderes zu sehen …“
und: "Ich war wie vor den Kopf geschlagen und musste erst an eine Naturkatastrophe (Erdbeben) denken, mir dann aber ins Bewusstsein rufen, dass alle diese Zerstörungen Menschen des 20. Jahrhunderts vollbracht hatten."
Das hier besprochene Werk steht als Mahnung gegen alle Bombenkriege weltweit. Es ist so lange aktuell, wie es hinterhältige Bombardierungen auf menschliche Behausungen gibt.
Gomorrha Hamburg war im Juli 1943.
Haben Kriegsverbrecher den Namen „Operation Gomorrha“ erfunden? Wer für diese Angriffe den Namen fand, ist bisher nicht bekannt.
3. Die Bombenmörder
Wir kennen ihre Ausreden, aber kennen wir auch Ihre wirkliche Motivation?
Im Fernsehdrehbuch heißt es oft, bevor jemand auf einen Menschen schießt oder ihm anders Gewalt antut, „du zwingst mich dazu!“ Was für ein lächerlicher Satz! Sätze wie „zwinge mich nicht dazu“ bedeuten eigentlich, ein in augenblicklicher Machtposition sich befindender Mensch will diese nicht gefährdet sehen.
Was für Bomben gilt, hat nicht weniger die Bedeutung für alles, was die Zerstörung von Leben und Dingen bewirken soll.
Das Hauptargument der Luftangriffe war immer, die „Bevölkerung solle demoralisiert werden“. Aber da gibt es keine hohe Moral. Es ist meist nichts möglich, und so werden die vom eigenen System gequälten Menschen vom „Feind“ nur weiter gequält, gehetzt und zu Grunde gerichtet.
Ein Argument aus der Sammlung statistischer Erhebungen darf keine Geltung erlangen: In den vergangenen Kriegen sei der Anteil an Menschenopfer und Kriegszerstörung im Verhältnis zum Grabenkrieg gering, denn 2 Millionen Zivilpersonen im Verhältnis zu 60 Millionen ermordeten und 110 Millionen Krüppeln, zu einer Wertevernichtung von 4338 Milliarden Dollar. (Klaus Engelhardt, Karl- Heinz Heise. Der militärisch- industrielle Komplex im heutigen Imperialismus, Pahl- Rugenstein, Köln 1974, S.35) Wie absurd Begründungen sein können, und doch wurde so von Militaristen zum Wohle der eigenen Nation und des eigenen Volkes argumentiert, Menschenleben, über die verfügt wurde, ohne sie zu fragen. Die Kunstwerke kamen an letzter Stelle, als Pfand und Raub, denn sie wurden als nützliches Spielwerk benutzt. Hegels Ausspruch zum Trotz, denn „in der Kunst haben wir es ... mit einer Entfaltung der Wahrheit zu thun.“ (Hegel, Ästhetik, III)
4. Künstler komponierten Musiken, schrieben Aufrufe, konnten Skulpturen errichten.
Es gibt ein Denkmal an der Hamburger Strasse, Ecke Oberaltenallee: "mit einem Mahnmal besonders des Bombenangriffs in der Nacht zum 30. Juli 1943 gedacht, bei dem im nahe gelegenen Luftschutzbunker unter dem damaligen Kaufhaus Karstadt 370 Menschen ums Leben kamen.“ Die "...Hamburger Bildhauerin Hildegard Huza-Schneider hat auf Betreiben der Friedensinitiative Barmbek- Uhlenhorst und des Bezirksamtes Nord hier eine Skulptur errichtet: ein gebeugter Mensch, der in einer zerstörten Mauerecke aus Klinkersteinen kauert. Dieses Mahnmal wurde am 30. Juli 1985 offiziell
eingeweiht.", Inschrift zu speziell: "Auf dem Sockel finden sich zwei Inschriften: (links) In der Nacht zum 30. Juli 1943 starben im Luftschutzbunker an der Hamburger Straße bei einem Bombenangriff 370 Menschen. (rechts) Diese Toten mahnen: Nie wieder Faschismus. Nie wieder Krieg."
Constantin Bokhorov schrieb zur Panzer- Skulptur von Anatoli Osmolovsky, dass Design wie ein Imperativ wirke und es möge mittels seiner Verlockung gedankliche Inhalte etablieren. Als Ausdruck oder Charakteristik könne die körperliche Struktur des Kunstwerks eine Grundeinstellung jeder politischen Position bilden. (Documenta Katalog 2007, S.188) Eine Friedenslösung stellen diese Objekte nicht dar. Ihre Irritation erinnert an die Wirklichkeit einer „Kriegskunst“, in der die Falschheit des gefundenen, der hinterhältige Mord als Kunst begriffen werden kann: Osmolovskys Panzerskulpturen erinnern an die bunten, gut verpackten Puppen, bunt und schön. Aber innen sind Sprengsätze. Sie explodieren, sie haben getötet und viele Menschen verstümmelt. Merkwürdig, Krieg als eine Kunst zu sehen. So wie Osmolovsky die Formen der Panzertürme von zehn verschiedenen Staaten zu Bronzeformen gießen ließ, so beginnt jede neu aufgenommene Luftkriegsführung mit den ihnen eigenen Argumenten, die in ihrer Gesamtheit sehr ähnlich klingen. Werden Lösungen angenommen, die Künstler vorbringen? Eine politische Position in Papier, Holz, Keramik und Patronenhülsen ist sensibel. Können Künstler mit ihren Werken schon die Herstellung von Waffen vereiteln und Menschen zur Zusammenarbeit, zum Lernen motivieren, wäre das für alle Menschen ein einzigartiger Gewinn, wirklich ein großer Schritt für die Menschheit. Mit solchen Aussagen sollten Kunstwerke der Zukunft die Menschen beschäftigen.
Gegenposition: Wie vorsichtig müssen Künstler der heutigen Zeit sich äußern, um Wahrnehmung zu erzeugen?
Viele Künstler hatten schon gegen den Krieg ihre Arbeiten ausgestellt, manche zur Empörung, andere mit Zustimmung, einige vom Staat verfemt. Manche Aussagen könnten auf einen Punkt gebracht werden mit Worten wie KRIEG IST KRIEGSVERBRECHEN, Leider gehen Warnungen, Bitten, Demos und Mahnungen – wenn nicht ins Leere, so nach Jahren in Sammlungen ein, Andenken an Versuche, Einigkeit, Recht und Freiheit mit einer Vorstellung vom Weltfrieden zu verbinden.
Krieg ist nicht hip, Krieg ist Gewalt, jemand will Gewalt über die Mitmenschen. Was finden wir in der bildenden Kunst und in der Musik? Hans Jean Arp formte Gefühle sehr abstrakt aus, Leos Janacek komponierte seinen inneren Zwang als Oper, JENUFA. Diese Künstler haben auch in ihrem wirklichen Leben Leid erfahren. Leid wurde oft missverstanden als Antriebsmittel für große Werke in der Kunst. Komponisten wie Mal Waldron widersprechen diesem Argument.
Dies hier ist keine Beschreibung einer psychedelic Komposition. Aber all die Arbeiten haben in ihrem Hauptaspekt die gleiche Intention, die psychedelic Musik meint: „Wir sind doch alle eins auf dieser Erde“.
Dies ist die Beschreibung vom Modell eines Mahnmals gegen Bombenkriege. Als Herstellungsort spielt eine Stadt darin eine Rolle, deren Zerstörung schon fast vergessen scheint: Hamburg. Hamburg war im Juli 1943 wie die meisten Städte in Deutschland fast völlig zerbombt worden. In dieser Stadt ist das Mahnmal entstanden. Es mahnt, und ein solches Vorhaben scheint als unangenehme Erinnerung nicht sehr gut angenommen zu werden in der Kunst.
Musiker wie der Sänger Wolf Biermann haben die schrecklichen englisch- amerikanischen Luftangriffe auf Hamburg im Juni 1943 in Hammerbrook nur durch einen Sprung in das Wasser eines Kanals überlebt. 40 000 Tote durch diese Luftangriffe als abstrakte Zahl, ... ach. Für die Überlebenden bleibt das Trauma.
5. Ein Mahnmal gegen Luftangriffe
Es ist ein Mahnmal gegen Bombardierung von Städten aus der Luft. Diese Arbeit ist gegen das Vergessen und zum Nachdenken VOR einer gewalttätigen Unternehmung gemeint.
Maße:
25cm breit, 10cm tief, 200cm hoch ist dieses Modell eines Mahnmals gegen den Bombenkrieg.
Material: Diverse
Holz, Verbandszeug, Papier, weiße Keramik, Patronenhülsen, Ölkreiden, Tusche, Lack, Kerzenhalter, Arzt- Stethoskop.
Format:
In winzigen, eingelassenen Fenstern sind Städtefragmente positioniert. diese zeigen Strukturen bombardierter Stadtflächen, dazu kaum lesbar, meist in lateinischer Schrift, die Namen bombardierter Orte.
Persönliche Bemerkungen des Künstlers W.O. sind auf eingefügte Kartons gezeichnet. Bemerkungen wie: °“Dummheit, die aus der Luft kommt"
Das ganze Mahnmal ist verklebt mit ramponiertem Verbandszeug.
Planung:
Bisher noch nicht realisierbar ist eine akustische Zeitschaltung. Sie schaltet nach der Zeittafel der Luftangriffe vom 25. Juli bis zum bis zum 03. August 1943 exakt Luftgefahr 15, Luftgefahr 30 und Entwarnung als akustische Signale. Da beispielsweise an mittleren Terrortagen die Menschen alle zwei Stunden Bunker aufsuchen mussten, verdeutlicht eine akustische Anlage, welch Horror sie ertragen mussten. Das wird ein ruhiges Denkmal nicht erreichen. Der mahnende Stein verhält sich ruhig, ist eine verspätete Darstellung, es muss hingeschaut werden. Angreifende Objekte sind hörbar, bewegen sich. Es ist die Gefahr in der Bewegung, die vom Mahnmal mitgeteilt wird. Der Lärm und das Erschreckende.
Zur akustischen Elektronik soll hinter den Papierdünnen Wänden eine visuelle Blitz – Installation ergänzt werden.
5.1. Bilder im Raster:
Hinter einem schwarzen Rastergitter- Planquadrat erscheinen Luftaufnahmen des 1943 zerstörten Hamburg. Im Zentrum die zerbombte Nikolai- Kirche. Die Angriffe auf Hamburg als Ort ist nur ein Beispiel für den Wahn, der Menschen zu Zerstörung, Vergeltung und wieder Zerstörung treibt. Eingelassen in die Rasterfelder sind 9 Keramikplatten mit Namen und Jahreszahlen getroffener Stätten: Bagdad, Dresden, Hamburg, Hiroshima, Lübeck, Nagasaki, New York, Rotterdam und die Insel Helgoland. Die Keramiken wurden 2007 und 2008 in der Werkstatt von Alexander Graf zu Rantzau in Lauenburg, www.mex4art.de. gebrannt.
Weiterhin gibt es eine Tabelle vom Flächenbombardement im Juli 1943 auf Hamburg. Ganz unten erscheinen Arbeiter, versammelt um die Venus von Milo im Pariser Louvre Museum, fotografiert von W. O.
An einigen Punkten der schwarzen Raster- Rechtecke sind Kerzenhalter angebracht, Gedenken an so viele Tote der durch Menschen ausgelösten Katastrophen.
Außen am Raster hängt ein altes Arzt- Stethoskop. Gebraucht, um den physischen Zustand der Menschen zu prüfen.
Das ganze Mahnmal ist verklebt mit ramponiertem Verbandszeug. Diese Arbeit wurde ausgeführt in Hamburg vom Hamburger Künstler Wolf O., begonnen wurde sie 2005.
Durch die verwendeten Materialien ist diese Arbeit angreifbar und äußerst verletzlich.
6. Können Kunstwerke verschwinden, ohne dass sie zur Kenntnis genommen wurden?
Wie Häuser und ganze Städte können auch Kunstwerke verschwinden. Es bleibt von überfallenen Städten meist eine Geschichte. Nun gibt es Werke von Künstlern, die nicht nur in Vergessenheit gerieten. Sie wurden schon zerstört, bevor ihre Wahrnehmung einsetzte. Sie wurden schlichtweg nicht erkannt.
Diese Nichtwahrnehmungs- Fähigkeit einer autoritären Mehrheit wird in Theodor W. Adornos "Einleitung in die Musiksoziologie" beschrieben und gilt auch für bildende Künste. Soziologisch sind die Produktionszusammenhänge erkannt, die zur Verödung des Schaffens führen, bis zum Erliegen jeder Tätigkeit, wenn sie nicht gerade Auftragsgemässs gegeben ist.
»dass die produktion durch unbegenzte verfügung der komponisten über sich selbst sich disponibel macht, unterminiert sie allmählich.
ihre voll erreichte autonomie schult sie zur heteronomie; die freiheit des verfahrens, die an nichts ihr auswendiges mehr gebunden sich weiss, erlaubt ihr, als einer methode, anpassung an ihr auswendige zwecke.
damit aber den ausverkauf.,
die zerstörung von produktivkräften hat die gesamte geschichte ihrer emanzipation begleitet. musik ist darin eines wesens mit der gesellschaft, in die sie gebannt ist und deren abgeblendetes nachbild sie bereitet."
Adorno, Theodor W., Einleitung in die Musiksoziologie, Frankfurt (1.:1975 ; 9.:1996. S.222ff)
Das stellt jede Jurierung und Gremienarbeit als eine zweifelhafte Machenschaft dar, entlarvt jeden Ausscheidungs- Wettkampf in der Kunst als Replikation konsumfreudiger Marktwirtschaft. So ist nicht nur Hervorhebung und Auswahl von Kunstwerken eine Zerstörung der Produktivkraft, sondern auch der Kauf von Häusern um diese abzureissen, obwohl sie noch für Generationen bewohnt werden könnten, und die Bombardierung von Städten und Häusern- ob als Vergeltung oder aus welchen anderen Vorwänden auch immer.
Um dieses „Mahnmal gegen Zerstörung“ vor dessen eigener Zerstörung zu schützen, (durch Unachtsamkeit, Unwissenheit, ) muss ein Weg gefunden werden, dass es genügend zur Kenntnis genommen wird. Dies ist ohne Öffentlichkeit unmöglich, denn dazu gehört:
der Rahmen einer öffentlichen Einführung.
wer mag bereit sein, Worte zu finden?
7. Das Mahnmal als Forderung verstehen.
Das Mahnmal ist eine Forderung: Endlich aufzuhören mit den gegenseitig zerstörerischen Aktionen. Höchste Zeit, zusammen denken zu lernen und Dinge gemeinsam zu entwickeln – ohne Hass, ohne Gier. Finanzielle Spekulationen dürfen keinen Reiz mehr ausüben für die Menschen.
Fragt jemand, warum nun die Vergangenheit nicht in Ruhe gelassen werde, es sei doch alles wieder aufgebaut? So kann nur geantwortet werden: So lange es solche Angriffe gibt, bleibt eine Aktualität für ein solches Mahnmal.
By Wolf O. Warstop
Mahnmal, Abb.1, Bomben- Abwurfliste vom Juli 1943 auf Hamburg
Abb.2, Venus und Arbeiter im Louvre, Luftbild der zerstörten Nikolai- Kirche in Hamburg.
Abb. 3, mittlerer Teil. Stethoskop, Verbandszeug, Kerzenhalter.
Abb. 4, Stethoskop, zwei Keramiktafeln, Patronenhülsen, Verbandszeug, Luftaufnahmen.
Die Internet – Recherche wurde zuletzt verifiziert am 06.03.2009:
Martha Bührich
http://www.abendblatt.de/extra/service/944949.html?url=/ha/1993/xml/19930720xml/habxml9307093508.xml
die GEG
(http://wapedia.mobi/de/Gro%C3%9Feinkaufs-Gesellschaft_Deutscher_Consumvereine 05.03.2009 21:40)
Weiteres im Bildungsserver:
http://www.hamburger-bildungsserver.de/welcome.phtml?unten=/hamburg/nationalsozialismus/zwk-213.html
Polizeimeister Vathke berichtet:
http://www.hamburger-bildungsserver.de/welcome.phtml?unten=/hamburg/nationalsozialismus/zwk-210.html
Kaufmann Lothar de la camp:
http://www.hamburger-bildungsserver.de/welcome.phtml?unten=/hamburg/nationalsozialismus/zwk-210.html
Haben Kriegsverbrecher den Namen „Operation Gomorra“ erfunden? Wer für diese Angriffe den Namen fand, ist bisher nicht bekannt. Dazu:
http://de.wikipedia.org/wiki/Operation_Gomorrha
Denkmal an der Hamburger Strasse
http://www.hamburgwiki.de/wiki/Operation_Gomorrha
Weitere Arbeiten auf: www.geocities.com/zippoeworld
Copyright Wolf O. Warstop
ZIPPO ZETTERLINK over-blog.de
Happy times!!
Free love!
Thank you.